Das Akronym DARVO beschreibt eine mögliche Reaktion von Tätern, die ein Fehlverhalten begangen haben, nachdem sie damit konfrontiert wurden: Leugnen, Angreifen, und die Rollen von Opfer und Täter umkehren;[1] abgeleitet aus dem Englischen Deny, Attack and Reverse Victim and Offender. Das Phänomen wurde insbesondere für sexualisierte und häusliche Gewalt beschrieben. Jennifer Freyd prägte das Akronym 1997.[2]
Freyd beschrieb drei aufeinanderfolgende Schritte, die Täter manchmal nutzen, um die Vorwürfe abzuwehren: (1) Der Täter leugnet, dass der Missbrauch jemals stattgefunden hat, (2) der Täter attackiert die Glaubwürdigkeit des Opfers, und (3) der Täter gibt vor, selbst das Opfer zu sein.[2] Frauen sind – im Kontext zwischenmenschlicher Gewalt – häufiger davon betroffen, mit einer solchen Reaktion konfrontiert zu werden.[3] Häufig führt diese Taktik dazu, dass sich das Opfer eingeschüchtert fühlt[3] oder sich Selbstvorwürfe macht.[2] DARVO kann von den Auswirkungen her mit Gaslighting verglichen werden.[3] Auch kann das Opfer in den Augen Dritter als weniger glaubwürdig wahrgenommen werden, wenn der Täter die beschriebenen Taktiken anwendet.[4] Eine wirksame Gegenmaßnahme ist es laut Freyd, ein Bewusstsein für DARVO beim Opfer und in der Öffentlichkeit zu schaffen, um die Taktiken ins Leere laufen zu lassen.[5] Die Reaktionen von Harvey Weinstein, Brett Kavanaugh und Donald Trump auf Beschuldigungen sexueller Belästigung wurden als ein Beispiel für DARVO beschrieben.[6]
DARVO kann auch auf institutioneller Ebene stattfinden. Dabei nehmen zuständige Stellen vorgetragene Anschuldigungen ggf. nicht ernst und instrumentalisieren stattdessen Regelungen und Gesetze gegen das Opfer. Man spricht hierbei auch von „institutionellem Verrat“ (englisch institutional betrayal).[3]
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